Heilung: Die innere Mutter – Interview mit Luna U. Müller

Luna, wir sprechen heute zum Thema Heilung. Hier im modernen Kloster ist Heilung ein wichtiger Aspekt für uns alle. Und in diesem Jahr wird das Thema Heilen unter dem Aspekt der Rückbindung an die innere Mutter beleuchtet. Könntest du etwas dazu sagen, warum das wichtig ist?

Heilung ist eine nach innen und unten gerichtet Berührung mit einem inneren Ort, der nicht ganz und gar in dem Strom der Kraft und des lebendigen Flusses integriert ist. Wie kann so etwas passieren? Es passiert dadurch, dass es eine innere Abwehr gab und bis heute gibt, sich irgendeinem Aspekt des Lebendigen ganz und gar zu öffnen. Und dafür hat er Geist ja immer das Argument einer schlimmen oder traumatischen Erfahrung und das hat auch eine Realität für uns. Der Prozess von Heilung, der über einen Heilkreis natürlich hinaus geht, bedeutet, dass wir ganz bewusst diesen verschlossenen, abgekapselten, nicht lebendigen Aspekt unserer inneren Welt wieder in den großen Strom und in den lebendigen Fluss einbetten, und damit auch in die Gegenwart, und in diesen Moment.

Das ist etwas Grundlegendes zum Thema Heilung. Was diesen Aspekt der inneren Mutter betrifft:  ich hatte das einmal in einem Treffen so gesehen, dass der liebevolle Erwachsene, den wir ja immer wieder in uns erwecken auf dem inneren Weg, einen väterlichen und einen mütterlichen Aspekt hat. Führung und Autorität und die bedingungslose Liebe und Fürsorge. Jedes Kind braucht beide Qualitäten. Und in diesem Heilkreis geht es um die Erweckung einer inneren mütterlichen Haltung, vor allem erst einmal für das Kind, das Kindliche, das Kleine, Schwache, Unsichere, aber auch darüber hinaus als eine innere Realität, der Zugang zur inneren Mütterlichkeit, in der wir uns und dem Leben begegnen können, egal ob als Mann oder Frau!

Wie kann das erweckt werden?

Es geht um das Erwachsenwerden. Aus der Sicht des Ich, die ja aus einer sehr stark kindlichen Sicht auf das Leben besteht, ist die Mutter immer im Außen. Das heißt, ganz viele Wünsche, die wir haben, nach Geborgenheit, nach Gehaltensein, nach der Liebe, nach der inneren Gewissheit, wirklich mit allem geliebt zu sein: das sind Qualitäten der Mutter, und diese Qualitäten sucht das Kind, also der kindliche Geist, im Außen. Das ist ein starker Antrieb, diese Suche nach dem Geliebtsein und mir selbst dieser Liebe nicht mehr gewiss zu sein.
Nun kann ich meine inneren Augen öffnen und sehen und direkt erfahren, dass dieses Mutterherz in mir schlägt. Dass, wenn ich aufhöre, nach außen zu blicken und mich nach innen fallen lasse, die Mutter in mir wach wird. Das ist der Impuls für diesen Heilkreis, denn ich empfinde es als tiefes Leiden, den Kontakt mit dieser grundlegenden, bedingungslosen Liebe immer wieder zu verlieren …. Und was dann für Ersatz – und Abwehrwelten entstehen, wissen wir alle aus eigener Erfahrung.

Wenn ich dich richtig verstehe, ist der mütterliche Aspekt schon da in jedem Menschen.

Und wir Menschen schneiden uns davon ab, gehen davon weg. Warum gehen wir davon weg?

Der wichtigste Grund, warum wir davon weg gehen, ist in jedem Fall, an einer kindlichen Perspektive fest zu halten. Deshalb spielt in der Heilarbeit mit der Mutter, auch das Kind eine wichtige Rolle und damit die Beziehung, die unser Kind zur Mutter hat. Mutter und Kind gehören zusammen. Und wenn wir in einen Heilkreis die Mutter einladen, dann auch das Kind.

Es ist heilsam, im Zentrum des Kreises zu sein und sich einem unberechenbaren Heilungsprozess einfach anzuvertrauen, den Impulsen zu folgen, die auftauchen, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu spüren und jetzt empfänglich zu sein.

Zum ersten Mal ist ja Saritha dabei, eine Heilerin, die ihre Qualitäten in diesen Kreis einbringen wird.

Ja, das war ein Impuls in mir, sie zu bitten, mit dabei zu sein, ohne ihre Arbeit wirklich gut zu kennen. Meine Wahrnehmung ist, dass etwas zusammen fließen kann, was eben genau mit der Qualität der Mutter zu tun hat. Ich schätze Saritha und spüre einen Reichtum in der Begegnung.

Luna, vielen Dank für das Gespräch.